Anneliese Luthiger-Brandenberg

Mutter und Geschäftsfrau

 

Teil 1

Zur Person

Anneliese Luthiger-Brandenberg (* 17. Januar 1933, † 31. März 2020) erlebte ihre Kindheit im Restaurant «Taube» in der Unteraltstadt und später im Hotel «Pilatus» an der Bahnhofstrasse. Sie liess sich zur Kindergärtnerin ausbilden und arbeitete mehrere Jahre in Zug auf ihrem Beruf. Mit ihrem Ehemann Franz Luthiger hatte sie fünf Kinder. Das Ehepaar führte erst einen Laden an der Zugerbergstrasse, später die Drogerie an der Neugasse. Bis 2017 wohnte Anneliese Luthiger unterhalb des Klosters im Haus Geissweid. Dort hatte sie auch ihre Kunst- und Antiquitäten-Sammlung untergebracht.

Inhalt Teil 1


Anneliese Luthiger-Brandenberg hat viele Schicksalsschläge erlebt. Eines ihrer fünf Kinder stirbt im Alter von 40 Jahren, kurz darauf ihr Ehemann Franz. Als neunjähriges Mädchen hat sie schon ihren Vater verloren. Auch zwei ihrer sieben Geschwister sind früh verstorben. Ihre Kindheit verbringt Anneliese zuerst am See im Restaurant «Taube», wo ihr Vater seinen stadtbekannten Käsekuchen herstellt. Später an der Bahnhofstrasse im Hotel «Pilatus», das von ihrer Mutter alleine geführt wird. Politiker und Künstler gehören zu den Stammgästen. Die Poststrasse ist der Spielplatz der Kinder. Mutter Brandenberg verpachtet das Hotel zwischendurch, übernimmt es aber nochmals mit 70 Jahren, bis es verkauft wird.



Anfang der 1960er-Jahre zieht Anneliese Luthiger mit ihrem Mann ins Haus Geissweid unterhalb des Klosters (8:11). Der Entwurf für den Flachdachbau aus den frühen 1920er-Jahren stammt vom bekannten Zuger Architekten Dagobert Keiser. Im Hotel «Hirschen», das direkt vor dem Luthiger-Wohnhaus gelegen ist, finden viele Anlässe und Veranstaltungen statt (9:10). Nachts verrichten die Gäste oft ihre Notdurft in der schmalen Gasse. Dass das historische Gebäude durch einen nicht ins Altstadtbild passenden Neubau ersetzt wird, kann Anneliese Luthiger nicht verstehen.

Bald 60 Jahre wohnt sie sehr gern in ihrem Haus und erfreut sich vor allem an ihrem grossen Garten (10:48). Wenn sie nicht mehr Treppen steigen kann, wird sie allerdings ausziehen müssen. Sie hat die Liegenschaft an die Korporation Zug verkauft, damit etwas Sinnvolles gemacht wird.

Wie ihre ältere Schwester lässt sich Anneliese nach der Schule zur Kindergärtnerin ausbilden (11:45). Wäre sie ledig geblieben, hätte sie sich noch zur Lehrerin weitergebildet. Aber mit 24 heiratet sie. Als Kindergärtnerin hat sie bis zu 45 Kinder zu betreuen und verbringt viel Zeit mit ihnen in der Natur. Der Kindergarten befindet sich beim Fridbach in einer schwer heizbaren Scheune ohne Tageslicht.

Später wird sie im katholischen Privatkindergarten im Daheim angestellt, obwohl sie protestantisch ist (13:47). Sie muss allerdings mithelfen, Geld für den Betrieb zu sammeln. Um Material und Spielzeug muss sie bei den Daheim-Schwestern betteln. Die Arbeit mit den Kindern gefällt ihr, auch wenn die Tage lang sind und Schreckensmomente nicht ausbleiben.

Der spätere Ehemann, Franz Luthiger, ist ein langjähriger Bekannter, aber er muss Anneliese zuerst erobern (18:06). Seine Schwester liefert den Vorwand, sich heimlich zu treffen und kennenzulernen. Die Heirat findet in der Liebfrauenkapelle statt. Ihre Aussteuer kann sie dank einer Schenkung ihrer Mutter bezahlen.

Franz Luthiger hätte gern etwas Technisches gelernt, er soll aber einmal das Geschäft des Vaters übernehmen (22:30). Nach einem Gemischtwarenladen an der Zugerbergstrasse führt er die Drogerie an der Neugasse, die seit 1730 im Familienbesitz ist. Anneliese bildet sich deshalb im Umgang mit Giften weiter. In diesem Bereich betätigt sie sich lieber als im Handel mit Lebensmitteln. Geschäftsfrau wie ihre Mutter will sie aber nicht werden, sondern Zeit für die Erziehung ihre Kinder haben.

Im Laden ist der Kundenkreis gross und der selbst geröstete Kaffee sehr beliebt (22:18). Auch nach dem Verkauf der Rösterei wird er noch einige Jahre unter dem Namen Luthiger angeboten. Das Logo gibt im Zeichen der politischen Korrektheit allerdings Anlass zu Diskussionen.

In den 1970er-Jahren wird der Laden an der Neugasse umgebaut (26:27). Parterre die Drogerie, im ersten Stock Parfümerie und Kosmetik, im Gewölbekeller das Weinangebot. Das Geschäft läuft gut, bis die grossen Einkaufszentren aufkommen.

Die alte Ladeneinrichtung aus den 1920er-Jahren ist heute im Museum in der Burg Zug ausgestellt (27:04). Franz Luthiger erzählt dort in einem Video. Auch weitere Stücke aus Familienbesitz haben die Luthigers dem Museum vermacht.

Anneliese Luthiger übt ihre Mutterrolle immer gern aus, das Geschäft kommt für sie an zweiter Stelle (28:10). Mit ihren fünf Kindern kann sie nur gelegentlich im Laden aushelfen. Doch für sie ist klar: Wenn heute eine Frau einen guten Beruf hat und arbeiten will, soll sie das können.

Ein Lieblingsstück von Anneliese Luthiger ist die Statue eines Kindes (30:11). Sie hat diese in einer Galerie mit eigenem Geld gekauft, nachdem die Verkäuferin meinte, sie müsse wohl ihren Man fragen.

Inhalt Teil 2


Anneliese Luthiger-Brandenberg führt durch ihr Haus und ihren Garten in der Geissweid, zeigt ihre Sammlung von Kunst und Antiquitäten und schwelgt in Erinnerungen.



Inhalt Teil 3


Franz Luthiger erzählt aus der Geschichte der Familie Luthiger und ihrer Drogerie. Die Frauen haben dabei immer eine wichtige Rolle gespielt.

Die Aufnahmen  wurde freundlicherweise vom Museum in der Burg Zug  zur Verfügung gestellt. Das Video ist dort in der Ausstellung der historisch-gewerblichen Einrichtung der Drogerie Luthiger zu sehen. Produziert wurde es 2003 von Ursula Jones-Trösch in Zusammenarbeit mit Mathilde Tobler.




Aufnahmedatum: 23. Juli 2013
Aufnahmeort: Zug
Redaktion und Interview: Beat Holdener
Kamera und Ton: Remo Hegglin
Postproduktion: Max Pfeffer


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